Nach einer kurzen Auszeit will der spanische Ministerpräsident Pedro Sanches im Amt bleiben. Kritiker warfen ihm nach Ankündigung seines vorübergehenden Rückzugs politisches Kalkül vor.
Nach Korruptionsvorwürfen gegen seine Frau will der spanische Ministerpräsident Pedro Sánches weiterhin im Amt bleiben. Das hat er angekündigt, nachdem er vergangene Woche fünf Tage Auszeit nahm, um über seine Zukunft nachzudenken.
Sánches will weitermachen
"Ich habe die Entscheidung getroffen, wenn möglich, mit noch mehr Kraft an der Spitze der spanischen Regierung weiterzumachen", so Sánches.
"Es gibt nur einen Weg, mit dieser Situation umzugehen: Die Gesellschaft muss sich, wie in den letzten fünf Tagen, zu Würde und gesundem Menschenverstand bekennen und der Politik der Schande, die wir schon viel zu lange ertragen mussten, ein Ende setzen."
Sánches nahm Korruptionsvorwürfe gegen seine Frau persönlich
Ein Richter hatte auf Antrag der Rechtsextremen nahestehenden Gruppe "Manos Limpias" ein Vorermittlungsverfahren wegen Korruption gegen Sánchez' Frau Begoña Gómez eröffnet. Der sozialistische Regierungschef sah darin einen Angriff der Extremen Rechten auf seine Familie.
Die Kampagne gegen seine Frau sollte ihn wohl diskreditieren, um entscheidende Wahlen in Katalonien und die Europawahlen im Juni zu sabotieren, erklärte Sanchez.
Die Situation wirkte sich auf den Wahlkampf für die Europawahlen aus. Die Aufstellung der Listen auf Dienstag verschoben.
"Pedro, wir sind bei dir"
Das politische Erdbeben, das sein vorübergehender Rückzug ausgelöst hat, war gewaltig: In verschiedenen Teilen des Landes fanden Demonstrationen für und gegen ihn statt. Die Größte wurde am Samstag von seinen Anhängern vor der Zentrale seiner Partei PSOE (zu Deutsch: Spanische Sozialistische Arbeiterpartei) in der Calle Ferraz in Madrid veranstaltet.
Die Spitze der Sozialistischen Partei hatte sich entschlossen hinter Sánchez gestellt. Die spanische Finanzministerin María Jesús Montero unterstützte ihn mit einem lautstarken "Pedro, wir sind bei dir".
Von der Opposition kam in den vergangenen Tagen scharfe Kritik. Sánches habe keinen triftigen Grund gehabt, seine Pflichten zu vernachlässigen, und verfolge eine Viktimiserungsstrategie, um die öffentliche Debatte für sich zu gewinnen.